Homeschooling – Nützliche Tipps von einer Lehrerin

Wer von uns hätte gedacht, dass HOMESCHOOLING in diesem Jahr eins der meistgesagten Wörter werden könnte? Denn in Deutschland ist es verboten, Kinder zu Hause zu unterrichten und das seit 1919. Bis jetzt. Doch Corona (mit Sicherheit das meistbenutzte Wort in diesem Jahr) hat es geschafft, die Schulpflicht außer Kraft zu setzen. Seit einer Woche werden unsere Kinder zu Hause unterrichtet – von uns – den Eltern.

Viele Schulen bemühen sich, die Eltern in dieser Aufgabe zu unterstützen. Einige – wie die Freie Schule in Lindau – haben sehr schnell mit Online-Unterricht und Lernvideos reagiert. Aber manche machen leider nicht viel mehr als die Kinder mit Arbeitsblättern zu versorgen. Was so ganz ohne Begleitung und Erklärungen für uns Eltern nicht besonders hilfreich ist. Denn nicht jeder hat, wie Linda eine pädagogische Vorausbildung und weiß, mit welchen Tricks man sich das Lehrer-Leben leichter machen kann.

Linda hat euch deshalb ihre ganz persönlichen Tipps und Empfehlungen zusammengestellt. Die Liste ist sicher nicht vollständig. Trotzdem hoffen wir, euch damit wenigstens ein wenig beim Homeschooling eurer Kinder unterstützen zu können.

#1 Dem Tag eine Struktur geben aber flexibel bleiben

Nicht umsonst gibt es in der Schule Stundenpläne. Denn Strukturen helfen Kindern dabei, sich zu orientieren. Allerdings empfehlen wir: Gebt euch bei aller Struktur auch den Luxus hier und da flexibel zu sein. Die aktuelle Situation ist nicht nur für uns Eltern eine große Herausforderung. Auch unsere Kinder sind durcheinander und vielleicht verunsichert. Diese Empfehlungen können wir euch aus eigener Erfahrung geben:

  1. Die Kinder bei der Planung einbeziehen: Besonders gute Erfahrung haben wir damit gemacht, den Wochenplan mit den Kindern gemeinsam zu erarbeiten. Denn wenn die Kinder mitsprechen und mitentscheiden dürfen, fühlen sie sich dem Ergebnis verbunden. Irgendwie klar, denn wer will schon gerne diktiert bekommen, was er wann zu tun hat.
  2. Die Mischung macht es: Idealerweise ist euer Plan eine gute Mischung zwischen Lernen, gemeinsamer Zeit (gemeinsam essen, kuscheln, spielen), Medienzeit (Fernsehen, Tablet, Handy), Zeit für sich
  3. Plan für alle sichtbar machen: Hänge den Plan gut sichtbar neben der Uhr auf. Eine Uhr mit Digitalanzeige eignet sich vor allem bei jüngeren Kindern am besten, da die Zeiten im Plan dann das gleiche Format haben. Die Kinder können sich so selbständig orientieren.
  4. Evaluation: Setzt euch nach ein paar Tagen als Team zusammen und besprecht, wie es geklappt hat. Was hat gut funktioniert? Wo soll der Plan angepasst werden? Am besten macht ihr den Plan für den nächsten Tag immer schon am Abend vorher. Dann seid ihr morgens gleich startbereit.

Ihr könnt auch gerne den Plan nutzen, den Linda mit ihren Mädels verwendet. Aber seht ihn bitte nicht als die einzig richtige Lösung an. Sondern lasst euch inspirieren und passt euch den Plan an eure Situation an.

#2 Gute Lernbedingungen schaffen

Nur wenn die Umgebung stimmt, können Kinder sich gut konzentrieren und weitgehend selbstorganisiert arbeiten. Ganz sicher sind Kinder unterschiedlich und manche Dinge funktionieren bei dem einen Kind sehr gut und beim anderen überhaupt nicht. Trotzdem gibt es ein paar allgemeine Empfehlungen, die wir euch geben können:

  1. Lernzeiten: Vormittags ist die Konzentration bei Kindern in der Regel am besten. Bei Grundschulkindern empfehlen wir ca. 2 Lerneinheiten. Jede Lerneinheit sollte nicht länger als 1-1,5 Stunden sein. Danach lässt die Konzentration nach. Bei älteren Kindern (ca. ab der 5. Klasse) kannst du auch nachmittags noch eine 3. Lernzeit einschieben.
  2. Ruhe im Raum: Musik, Hörspiele oder Unterhaltungen lenken die Kinder ab. Trefft am besten eine konkrete Vereinbarung wie: “von xx bis xx Uhr arbeiten wir konzentriert ohne Störungen”.
  3. Gute Vorbereitung des Arbeitsplatzes: Wenn der Platz an dem das Kind lernen soll geordnet ist (z.B. Federmäppchen oben recht, links die unbearbeiteten Arbeitsblätter, in der Mitte die fertigen Aufgaben), wirkt sich das positiv auf das Lernen aus. Achte auch auf eine gute Beleuchtung: Das Licht sollte keine Schatten auf das Papier werfen. Ihr könnt auch alle an einem Familientisch lernen und arbeiten. Wichtig ist nur, dass sich alle während der Arbeitsphasen ruhig verhalten.
  4. Pausenzeiten an der frischen Luft: Genauso wichtig wie die konzentrierten Lernzeiten sind klare Pausenzeiten. Am besten an der frischen Lust. Wenn ihr keinen Garten habt und mal keinen Spaziergang machen wollt, macht zumindest das Fenster auf und lüftet eure Köpfe einmal gut durch.

#3 Die Motivation und Stimmung nicht aus dem Blick verlieren

Für unsere Kinder sind die aktuellen Lernbedingungen sehr ungewohnt. Widerstände und Frustrationen entstehen in diesem Gefühlschaos leicht. Wir empfehlen euch deshalb, auf die Motivation und die Stimmung eurer Kinder genauso zu achten wie auch das Lernen selbst. Denn ohne Motivation kann unser Gehirn Lerninhalte nicht vernünftig speichern. Besonders gut lernen wir, wenn wir uns emotional für ein Thema interessieren oder wenn uns die Art und Weise des Lernens Spaß machen. Deshalb:

  1. Unterschiedliche Arbeitsmedien verwenden und für Abwechslung sorgen: Mal ein Arbeitsblatt, dann ein Hörspiel oder ein You-Tube Video zum Thema. Wenn es passt vielleicht auch eine praktische Übung (z.B. ein Experiment in der Küche). Zu vielen Themen gibt es auch lehrreiche Podcasts oder Lernvideos (z.B. Sendung mit der Maus). Biete deinen Kindern zwischendurch auch den Computer als Lernmedium an. Gerade wenn Kinder sonst nicht am PC arbeiten dürfen, kann das sehr motivieren sein.
  2. Rollen tauschen: Statt als Erwachsener immer die Rolle des Lehrers zu haben, könnt ihr auch mal tauschen. Dein Kind erklärt dir etwas. Dadurch werden die Lerninhalte ganz nebenbei noch mal besser im Gehirn verankert. Und die Motivation steigt, weil das Kind mal ans Steuer darf. Bei Geschwistern kann auch mal einer dem anderen etwas erklären. Vielen Kindern macht es großen Spaß, Wissen weiter zu geben und anderen etwas beizubringen.
  3. Probleme lösen statt Wissen tanken: Kinder lieben Rätsel und Knobeleien. Wenn es passt, wandle eine langweilige Lernaufgabe in eine Problemlöseaufgabe um. Beispiel für eine Problemlöseaufgabe: Lara hat 23 € in ihrer Geldbörse. Es sind dies 3 Geldscheine und 7 Münzen. Welche Geldscheine und welche Münzen könnten es sein?
  4. Unterstützung und Hilfe anbieten: Erwarte nicht, dass dein Kind alles alleine schafft und vollkommen selbständig lernt. Die allermeisten Kinder (vor allem Grundschulkinder) brauchen hin und wieder Unterstützung. Gib deinem Kind das Gefühl, dass du da bist. Biete deine Hilfe an und warte nicht, bis die Situation aus dem Ruder läuft.

#4 Allgemeine Tooltipps und Links

Es gibt unglaubliche viele Lernmaterialien und Unmengen an Webseiten mit Unterstützungsmaterial. Da hat vermutlich jeder seine persönlichen Vorlieben und Empfehlungen. Wir können dir aus eigener Erfahrung aber auch auf Basis der Empfehlung durch die Schule selbst, folgende Tipps geben:

So… wir hoffen, das hilft euch ein wenig in dieser sehr anstrengenden Zeit. Haltet durch und denkt als Eltern immer dran: Ihr sitzt mit euren Kindern im gleichen Boot. Auch für eure Kids ist Homeschooling eigentlich eine Zumutung. Also helft ihnen diese Zeit so gut es geht zu überstehen. Und wenn ihr es schafft, gemeinsam sogar etwas Spaß zu haben, bekommt jeder von euch am Ende eine 1+ von uns 🙂

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